Musik unter Freunden
Familie kann man sich eben doch aussuchen
 

Verdamp lang her

Es ist das Jahr 2012. Stellvertretender Bundeskanzler ist Philipp Rösler. Spanien wird Fußball-Europameister. Eine leichte Panik hat sich in der Bevölkerung breit gemacht. Immerhin haben die Maya für den 21.12.2012 den Weltuntergang vorhergesagt. Im Radio laufen die besten Hits der 80er, 90er und das Beste von heute. Und mit dem Besten von heute meint das Lokalradio "Call me maybe" von Carley Rae Jepsen.


Trotz all diese Hiobsbotschaften - und mit der Überzeugung, die Maya haben unrecht und Carley Rae Jepsen wird irgendwann wieder aus dem Radio verschwinden - mieten zwei damals noch sehr junge Menschen die ehemalige Kantine einer uralten Gießerei auf dem Gelände des Industriemuseums Ennepetal. Der Plan, geschmiedet mit der Naivität zweier Teenager: "Daraus bauen wir einen Proberaum für unsere - ganz sicher bald super erfolgreiche - Band".


Ohne den Hauch einer Ahnung, wie viel Aufwand in den nächsten Jahren auf sie zukommt, machen sich die beiden ans Werk. Neuer Boden, eine abgehangene Decke, Schallschutz rundherum, eine komplette Bar im Raum, eine ganze Anlage an den Wänden... alles privat finanziert mit gesammeltem Flaschenpfand. So will es der Mythos.


Für alle Beteiligten vollkommen überraschend wird die Band nicht super erfolgreich. Kein Anruf von Sony. Kein Plattenvertrag mit eigenem Studio im damals noch hippen Berlin. Nichtmal als "das Beste von heute" will das verdammte Lokalradio die musikalischen Gehversuche betiteln.


Was bleibt von der ganzen Arbeit? Sie kommen so auf noch eine weitere Idee, die dann der Grund werden wird, warum diese Website hier überhaupt existiert. Um mit ihren 83 Quadratmetern Gießerei-Kantine auch mal im Freundeskreis angeben zu können, laden sie Bekannte und Freunde zu einer Jam-Session ein. "Musik unter Freunden" nennen sie ihren ersten Abend ganz kreativ. Unfassbare 12 - in Worten: zwölf - Menschen verirren sich in den Raum der ehemaligen Essensausgabe. 


Die Nacht wird dennoch legendär. Und sie ist der Beginn dieser Reise.


Diese Schnapsidee findet immer mehr Menschen, die begeistert in den Raum strömen, sobald es heißt "Jam Session" bei Musik unter Freunden. Von Veranstaltung zu Veranstaltung wächst die Anzahl derer, die zusammen musizieren. Es gehen ein paar Jahre ins Land und jede Session wird anspruchsvoller und ausgefallener. 


Bis zum Juni 2019 haben wir das Gefühl, dass es ewig so weiter gehen kann. Im September 2019 ereilt uns ein Brief unseres ehemaligen Vermieters. Man macht uns freundlichst darauf aufmerksam, dass man uns gerne kündigen wollen würde. Die Kündigung sei zum Oktober 2020. Bis heute rätseln wir, wieso man uns eigentlich gekündigt hat und wieso diese große Gemeinschaft aus Freunden und Bekannten ausziehen musste. Wir werden es wohl nie wirklich erfahren.


Nach einem ewigen hin und her und als wir schon fast geglaubt haben, dass Musik unter Freunden endgültig gestorben ist, finden wir doch noch eine Lösung. Eine Lösung, die darin endet, all das was wir tun nun endlich offiziell zu machen. Am 12.09.2022 gründet sich "Musik unter Freunden e.V.". Und was sollen wir sagen: Here we are and here we stay!